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Die Besten bleiben unerkannt

Plädoyer für die Einführung einer Neurodiversitätquote in Unternehmen





Innovation braucht neue Perspektiven

Unternehmen stehen vor immensen Herausforderungen: Digitalisierung, globale Vernetzung, dynamische Märkte – und dem ständigen Druck, innovativ zu sein. Viele Organisationen setzen dabei auf etablierte Ansätze wie Innovationsabteilungen, Unternehmensberatungen oder Kreativitätsworkshops. Doch ein entscheidender Faktor bleibt meistens ungenutzt: die Innovationskraft neurodivergenter Mitarbeitender.


Während Diversität in Bezug auf Geschlecht, Herkunft oder Alter in Unternehmen längst strukturell verankert ist, wird eine zentrale Dimension der Vielfalt häufig ignoriert: die Neurodiversität. Dabei bringen Menschen mit neurodivergenten Denkweisen – etwa solche mit Autismus, ADHS, Hochbegabung, Hochkreativität oder Hochsensibilität – Begabungen und Fähigkeiten mit, die für echte Innovation unverzichtbar sind.


Der Bewerbungsalbtraum für neurodivergente Menschen

Für viele neurodivergente Menschen beginnt der Kampf um Anerkennung jedoch schon bei der Jobsuche. Die gängigen Bewerbungsverfahren sind nicht auf sie ausgerichtet und bewerten sie nach Normen, die ihrem Potenzial nicht gerecht werden.


Ihre Lebensläufe wirken für Personalverantwortliche oft „chaotisch“ und „inkonsistent“: mehrere Ausbildungen oder Studiengänge, häufige Berufswechsel oder Phasen der Neuorientierung. Was auf den ersten Blick als „mangelnde Fokussierung“ abgestempelt wird, ist in Wirklichkeit Ausdruck von breiten Interessen, hoher Kreativität und dem Streben nach Herausforderungen. Bestehende Strukturen bieten oft keinen dauerhaften Platz für ihre Denk- und Arbeitsweise – und so werden viele Bewerbungen aussortiert, bevor ein Mensch überhaupt die Chance hat, sich zu präsentieren.


Selbst wenn neurodivergente Menschen zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden, sehen sie sich häufig gezwungen, sich für ihre unkonventionellen Wege zu erklären und zu rechtfertigen. Dies ist nicht nur emotional belastend, sondern führt auch dazu, dass ihr Potenzial unerkannt bleibt. So bleibt der Bewerbungsprozess für viele neurodivergente Menschen eine unüberwindbare Hürde, obwohl gerade ihre Fähigkeiten in einer komplexen und sich wandelnden Arbeitswelt dringend gebraucht werden.


Neurodiversität: Das ungenutztes Potenzial

Neurodivergente Menschen denken „außerhalb der Box“. Sie erkennen Muster, die andere nicht sehen, hinterfragen den Status quo und entwickeln kreative Lösungen für komplexe Probleme. Ihre Denkweise ist ein Schlüssel zu echter Innovation. Doch die starren Strukturen und standardisierten Prozesse vieler Unternehmen blockieren die Einstellung und Nutzung dieses Potenzials.


Hier setzt der Gedanke einer Neurodiversitätsquote an: eine gezielte und systematische Integration neurodivergenter Menschen in Unternehmen.


Was eine Neurodiversitätsquote bewirken könnte

Eine Neurodiversitätsquote würde sicherstellen, dass Unternehmen systemisch Zugang zu neuen Denkansätzen und innovativen Ideen bekämen. Neurodivergente Talente könnten gewünscht bestehende Prozesse hinterfragen, kreative Lösungen entwickeln und echte Innovation ermöglichen.  Dadurch würden Unternehmen innovative Menschen dauerhaft an sich binden.


Für die Betroffenen hätte eine solche Quote einen enormen positiven Effekt: Sie müssten ihre Denkweise nicht länger verstecken oder rechtfertigen, sondern könnten sie offen einbringen.


Neurodivergente Menschen in klassischen Rollen – mit klarem Zusatzauftrag

Eine Neurodiversitätsquote bedeutet nicht, dass spezielle oder „exotische“ Positionen geschaffen werden müssten. Vielmehr könnten neurodivergente Menschen klassische Arbeitsplätze übernehmen – mit dem klaren Zusatzauftrag, ihre einzigartigen Perspektiven und Ideen aktiv einzubringen. Dies würde dazu beitragen, ihre Fähigkeiten als Bereicherung statt als „Abweichung“ wahrzunehmen.


Kritische Stimmen und die Notwendigkeit der Verankerung

Der Begriff „Quote“ ruft bei vielen Menschen Vorbehalte hervor, da er oft mit Zwang oder Bevorzugung assoziiert wird. Doch Quoten sind ein Instrument, um strukturelle Ungleichheiten auszugleichen und Veränderungen zu initiieren. Bei einer Neurodiversitätsquote ginge es darum, die Denkvielfalt gezielt zu verankern und sicherzustellen, dass neurodivergente Talente nicht übersehen werden.


Eine Quote wäre kein dauerhaftes Instrument, sondern so lange notwendig, bis die systemische Veränderung hin zu mehr Offenheit und Vielfalt in den Unternehmen fest verankert ist.


Ein Schritt in eine innovativere Zukunft

Die Einführung einer Neurodiversitätsquote wäre ein starkes Signal: für die Wertschätzung unkonventioneller Talente, für mehr Vielfalt und für den Mut, neue Wege zu gehen. Unternehmen, die diese Chance ergreifen, könnten nicht nur innovativer, sondern auch resilienter und zukunftssicherer werden.


Die Besten bleiben unerkannt – es sei denn, wir schaffen Strukturen, die sie sichtbar machen. Es ist Zeit, neurodivergente Talente nicht länger zu übersehen.

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